Warten auf Gerichtsentscheid

Update: Bund stoppt Verlängerung der Public-Cloud-Verträge vorerst

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von Seraina Huber und Yannick Chavanne und Übersetzung: René Jaun, cka, shu

Um den Übergang zur geplanten Swiss Government Cloud zu ermöglichen, will die Bundesverwaltung ihre Verträge mit fünf Hyperscalern um 5 Jahre verlängern. Doch aufgrund einer eingegangen Beschwerde kommt die Vertragsverlängerung vorerst nicht zustande.

(Source: violetta / Pixabay)
(Source: violetta / Pixabay)

Update vom 13.10.2025: Die vom Bund geplante Verlängerung der Rahmenverträge für "Public Clouds Bund" kann vorerst nicht erfolgen. Grund dafür ist eine eingegangene Beschwerde, wie die Bundeskanzlei mitteilt. Den Absender der Beschwerde nennt die Behörde nicht – es dürfte sich aber um den Westschweizer Hoster Infomaniak handeln.

Zurzeit werde die Beschwerde bearbeitet, schreibt die Bundeskanzlei und fügt hinzu, dass das Bundesverwaltungsgericht zu gegebener Zeit darüber entscheiden werde.

In der Mitteilung betont der Bund erneut, mit der geplanten Vertragsverlängerung einerseits die Versorgungslücke vor Start der Swiss Government Cloud (SGC) zu schliessen. Diese sei nämlich erst ab 2027 für die Migration von heutigen Cloud-Anwendungen bereit, während die Public-Cloud-Verträge nur bis August 2026 laufen. Andererseits ermögliche die Vertragsverlängerung, dass betreffende Anwendungen der Bundesverwaltung weiterhin betrieben werden können. "Die Verlängerung schafft entsprechend den Raum für geregelte Migrationen der bestehenden Anwendungen auf die SGC bis maximal August 2031."

Laut der Bundeskanzlei werden keine neuen Bezüge über die Rahmenverträge "Public Clouds Bund" erfolgen, sobald die SGC bereit ist.

 

Update vom 09.10.2025:

Infomaniak klagt gegen verlängerte Public-Cloud-Verträge des Bundes

Die vom Bund verlängerten Verträge mit den Hyperscalern Amazon, Microsoft, Oracle, IBM und Alibaba könnten möglicherweise die Gerichte beschäftigen. Wie die Zeitung "Le Temps" (Paywall) berichtet, hat Infomaniak gegen den Beschluss Beschwerde eingereicht.

Laut dem Bericht wurde der in Genf ansässige Hoster beim Bundesverwaltungsgericht vorstellig. Bevor sich dieses mit dem Inhalt der Klage - also dem Zuschlag des Bundes - befasse, müsse das Gericht zunächst klären, ob Infomaniak überhaupt klageberechtigt sei.

Auf der Beschaffungsplattform "simap.ch" begründet die für die Vertragsverlängerung zuständige Bundeskanzlei den freihändig erteilten Zuschlag damit, die Kontinuität kritischer IT-Dienste bis zur Einführung einer Ersatzlösung (der zukünftigen Swiss Government Cloud) gewährleisten zu wollen. Ein Anbieterwechsel während dieser Übergangsphase würde übermässige Kosten verursachen und sei mit technischen Risiken verbunden, schreibt die Behörde.

Infomaniak stellt diese Begründungen in Frage. Wie "Le Temps" schreibt, kritisiert das Unternehmen den Bund wegen mangelnder Transparenz. Zudem gibt Infomaniak zu bedenken, mit seiner Entscheidung verstärke der Bund die Abhängigkeit der Schweiz von grossen, ausländischen Cloud-Anbietern.

Man sei in der Lage, die Anforderungen des ursprünglich ausgeschriebenen Pflichtenheftes zu erfüllen, gibt sich Infomaniak selbstsicher und hofft nun, dass das Bundesverwaltungsgericht sein Recht zur Einsprache anerkennt.

Infomaniak kritisierte den Bund übrigens auch schon nach dessen ursprünglichem Zuschlag für den Public-Cloud-Auftrag. Damals warf der Hoster dem Bund vor, mit seiner Ausschreibung Schweizer Anbieter ausschliessen und die Zusammenarbeit mit Microsoft validieren zu wollen.

 

Originalmeldung vom 15.09.2025:

Bund verlängert Verträge für "Public Clouds Bund"

Die Bundeskanzlei hat die Rahmenverträge von "Public Clouds Bund" um weitere fünf Jahre verlängert. Seit 2022 ermöglichen diese den Bundesverwaltungsstellen den Bezug von Public-Cloud-Leistungen bei "fünf grossen Anbietern", wie der Bund mitteilt. 

Die einmalige Vertragsverlängerung soll sicherstellen, dass die Cloud-Dienste weiter betrieben werden können. Gemäss Mitteilung schliesst dieser Schritt eine Versorgungslücke und gibt den Ämtern Planungssicherheit für den nächsten Schritt: den Übergang in die geplante Swiss Government Cloud (lesen Sie hier mehr dazu).

Die Swiss Government Cloud, eine neue Hybrid-Multi-Cloud-Infrastruktur, wird derzeit vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation aufgebaut. Dabei kommen Private-Cloud-Dienste aus den Rechenzentren des Bundes und Public-Cloud-Dienste von Drittanbietern zum Einsatz.

Bis zur erfolgreichen Umsetzung soll der Bund weiterhin auf Public Clouds setzen. Seit November 2022 wurden Leistungen im Wert von rund 61 Millionen Franken abgerufen, bei einem Kostendach von 110 Millionen Franken, teilt die Bundeskanzlei mit. Eine Erhöhung des Kostendachs sei nicht notwendig. Die Departemente, Ämter und die Bundeskanzlei sind selbst für die Beschaffung der Leistungen verantwortlich, wobei keine Bezugspflicht für den Bund besteht.

 

Aktuell steht auch das geplante nationale System zur Abfrage von Adressen vor der Schlussabstimmung. Lesen Sie hier mehr dazu.
 

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